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„…es ändert sich was…“

Neue Gedichte auf dem Poesiepfad Rumbeck – Autor Siegfried Kessemeier

Dr. Siegfried Kessemeier, 1930 in Oeventrop geboren und 2011 in Münster gestorben, war von Beruf Redakteur, Museumsmann, oberster Verwalter von Kunst und Grafik im westfälischen Landesmuseum in Münster. In seiner privaten Profession hat er ein umfangreiches lyrisches Werk in der Mundart seines Heimatortes Oeventrop geschaffen. Er gilt als der Protagonist der modernen niederdeutschen Lyrik. Allerdings hat sein lyrisches Schaffen mit der „volkstümlichen Provinzpoesie“ nichts gemein. „Heimatpathos war ihm fremd“, schreibt Literaturwissenschaftler W. Gödden. Für dieses „literarisch zeitgenössische Gestalten aus dem Wort“ ist er mit allen relevanten Literaturpreisen ausgezeichnet worden.

Diese Sprache wird nur noch von wenigen gesprochen und ist vorwiegend eine Sprache in Büchern und Archiven.

Es ist aber ein Glücksfall, dass S. Kessemeier alle Gedichte, quasi in einer Parallel-Dichtung, auch in Hochdeutsch verfasst hat. Viele Gedichte hat er nur in Hochdeutsch geschrieben.

Der AKO (Arbeitskreis Ortsgeschichte Oeventrop) möchte die großartigen Texte in der hochdeutschen Fassung einem größeren, besonders jüngeren Leserkreis bekannt machen. Die niederdeutsche Fassung ist bei den Texten abgedruckt, für die im Tonarchiv Plato (Datenbank für niederdeutsche Stimmen) ein vom Autor selbst gesprochenes Tondokument vorliegt.

In Kooperation mit dem Arbeitskreis Poesiepfad Rumbeck werden in der Frühlingsedition nun 20 ausgewählte Gedichte auf dem Poesiepfad ausgehängt.

Am 21. März um 16.00 Uhr ist die Erstbegehung. Die Witwe des Autors wird anwesend sein.

S. Kessemeier ist ein sensibler Beobachter der kleinen Dinge. Seismographisch nimmt er die oft unmerklichen Veränderungen in der Landschaft, im Denken der Menschen, in geschichtlichen Abläufen wahr und „verdichtet“ sie zu kleinen lyrischen Statements.

Diese Statements sind nüchtern, in einer äußerst verknappten Sprache. Aufzählend, feststellend. „Oft deuten sie nur an, erklären nur das Notwendigste, lassen ‚Leerstellen‘, die der Leser selbst ausfüllen muss.“

es ändert sich was

die zeiten sind nicht mehr so

so gut wie sonst

man denkt wieder nach“

Kessemeier sagt in einem Interview: „Ich schreibe Texte. Die Entzifferung ist nicht meine Sache.“

Eben dieser Aufgabe hat sich die Illustratorin Sabrina Coppens gestellt. In einem langen Prozess des Einlesens, Recherchierens, Zeichnens, Verwerfens und wieder neu Zeichnens hat sie sich den Texten genähert. „Zur Illustration habe ich je nach ‚Sujet‘ digitale Collagen aus analogen (eingescannten) Bleistiftskizzen, Tuschezeichnungen und flächigen Strukturen in Aquarell und Acryl oder konkrete aquarellierte Tuschezeichnungen angefertigt. Also ‚traditionell‘ und ‚modern‘ gemischt“, sagt Sabrina Coppens in einem Interview der WP. In nicht genau festgelegten Linien, in offenen Formen, unterstützt durch die „schwimmende“ Farbgestaltung, umkreist sie die Texte. Ihre Illustrationen sind ihre Assoziationen, ihr Versuch, die „Leerstellen“ zu füllen. Sie stehen in einem Dialog mit den Gedichten. Manchmal einfach abbildend, manchmal deutend, manchmal voller Ironie und Humor, manchmal rätselhaft in ihrer Offenheit.

Zusammengefasst hat der Arbeitskreis Gedichte und Illustrationen in einer schön gestalteten Broschüre mit dem Titel „…es ändert sich was…“. Die Broschüre ist ab der kommenden Woche an den bekannten Verkaufsstellen und im Buchhandel zu erwerben.

L.H.

„Fragt doch mal den Riesen Hün“ – eine neue Broschüre des AKO Oeventrop

Menschen brauchen Geschichten. Seit jeher wird in Geschichten Geschichte weitererzählt. In den alttestamentlichen Erzählungen, in den Geschichten des Homer, in den germanischen Sagas …wird den nachkommenden Generationen von großen und kleinen Ereignissen, von bedeutenden Personen, von großen Bauwerken berichtet. Es soll ja die eigene Geschichte nicht in Vergessenheit geraten. Geschichten brauchen Erzähler. So sitzt der afrikanische Erzähler unter dem uralten Baum in der Dorfmitte und erzählt seinen Zuhörern immer wieder die Geschichte seines Stammes, im Wissen, dass die Zukunft des Stammes auch von der Kenntnis der Vergangenheit abhängt.

Die Bedeutung solcher Erzähltradition hat sich bis heute nicht geändert. Auch die Menschen unseres Dorfes, vor allem die Kinder, brauchen Geschichten über das, was war. Wir haben einen besseren Stand in einer doch zunehmend unübersichtlicheren Welt, wenn wir wissen, woher wir kommen, was unser zukünftiges Handeln mitbestimmt.

Die gerade erschienene Broschüre „Fragt doch mal den Riesen Hün“ des Arbeitskreises Ortsgeschichte Oeventrop steht in eben dieser Erzähltradition. Der Erzähler – der „Riese Hün“ (namentlich abgeleitet von seinem Wohnsitz „Hünenburg“) – erzählt in 18 Geschichten von bedeutenden Ereignissen, von Glück und Unglück, von Festen und Feiern, von bedeutenden Personen, vom alltäglichen Leben der großen und der kleinen Leute des Dorfes Oeventrop während der letzten 200 Jahre. In den Erzählungen berichtet Hün von den langen und mühsamen Kirch- und Schulwegen nach Arnsberg und Rumbeck, von dem Großereignis Eisenbahnbau, von dem „Bären“, der Bier braute, von der „heißen“ Arbeit in der Glashütte an der Kirchstraße, vom Gefängnis im Schulkeller, vom Lehrer Leineweber in der Bauernschule, von der Südsee, die in Oeventrop anfing, von den jüdischen Mitbürgern und ihrem bösen Ende, von zwei Malern, von der Sprache unserer Vorfahren, von der teuersten Uhr der Welt und von vielem mehr.

Zu den Geschichten hat die Grafikstudentin Ida Stutzinger wunderbar farbige Bilder gezeichnet. Diese erzählen und interpretieren die Geschichten noch einmal neu und regen an zu Gesprächen.

In dieser Woche erhielten zum ersten Mal, zukünftig geschieht dies jedes Jahr, die SchülerInnen des vierten Schuljahres der Grundschule Dinschede diese Broschüre kostenlos. In einem größeren Geschichtsprojekt sollen, nach Aussage der Klassenlehrerinnen, bis zum Ende des Schuljahres fächerübergreifend diese Erzählungen Mittelpunkt unterrichtlicher Arbeit sein. Auf diese Weise wird Geschichte weitergegeben – und vielleicht entstehen bei dieser Arbeit neue Erzählungen aus dem Blickwinkel der jetzigen Generation.

Aber nicht nur Schüler werden die Geschichten interessieren. Auch bei der erwachsenen Leserschaft werden die Geschichten Anlass für viele Gespräche geben. Deswegen ist ein Teil der Auflage auch im öffentlichen Verkauf.

Der Verkaufspreis beträgt 5 €. Die Broschüre ist erhältlich bei der Tankstelle Grüne, bei der Lottostelle Frau Theine im Widay-Markt, im Café Löwenzahn und in der Buchhandlung Vieth auf dem Steinweg in Arnsberg.

Realisiert werden konnte das Projekt dank der Förderung durch die Bürgerstiftung Arnsberg, den Heimat-Scheck NRW, die Volksbank im Hochsauerland (Spadaka Oeventrop), die Volksbank Sauerland und den Förderverein der Grundschule Dinschede.

Übergabe der neuen Broschüre an die beiden 4. Schuljahre der Grundschule Dinschede. Rechts Lehrerin ?, in der Mitte knieend Ida Stutzinger, die die wunderbaren Grafiken und die Druck-Dateien erstellte.

Ludwig Hoppe schrieb die Texte

Lena Stutzinger erstellte zeichnerisch die wunderbaren Grafiken

Nachstehend einiger ihrer zahlreichen Grafiken:

Der Riese HÜN schaut übers Dorf

Oeventrop hatte viele Jahrzehnte eine eigene Brauerei

Glasbläser in der Oeventroper Glashütte

Reichskristallnacht 1939

Oeventroper Kinderauf dem Schulweg nach Rumbeck

Die teuerste Uhr der Welt: 8 Millionen 500.000 Reichsmark

Geht man auf einem Bauernhof durch das große Tor, steht man in der “Tenne”. Links und rechts stehen die Kühe ujd Pferde im Stall, hinten befindet sich die Sattelkammer, dort werden die Geschirre der Pferde gelagert. Die Wohnräume befinden sich in vielen Bauernhäusern 1 Stockwerk höher.

AKO inklusiv

Regelmäßig trifft sich der Arbeitskreis Ortsgeschichte Oeventrop (AKO) in der Alten Knabenschule und plant Projekte, die mit der Geschichte Oeventrops bekannt machen sollen. Das stark hörgeschädigte AKO-Mitglied Christoph Hüster hatte bisher große Schwierigkeiten, dem Verlauf der Diskussion zu folgen. Vor etwa einem Jahr hatte er Unterstützung durch die Schriftdolmetscherin Verena Jacquorie aus Sundern (siehe Foto).

Beim Schriftdolmetschen wird das gesprochene Wort von einem Dolmetscher auf einem Laptop simultan in Text übersetzt. Dadurch muss der Hörgeschädigte nicht mehr jedes Wort verstehen sondern kann Aussagen und Gesprächsinhalte nachlesen. Das gibt Sicherheit und nimmt einen enormen Druck, weil Betroffene sich sonst ständig anstrengen müssen oder schnell den Faden verlieren. Christoph Hüster freute sich darüber, dass er sich Dank der Unterstützung von Verena Jacquorie die ganze Zeit auf die Inhalte konzentrieren und sich intensiv an der Diskussion beteiligen konnte. Er nutzt diese Art der Assistenz auch beruflich und bei anderen Veranstaltungen.

Das Verschriftlichen durch Schriftdolmetschen eignet sich generell für Lautsprache-kompetente Hörgeschädigte wie die meisten Betroffenen, die im Laufe des Lebens hörgeschädigt werden. Sie müssen nicht Gebärdensprache lernen, die eine eigenständige Fremdsprache ist und im hörenden Umfeld nur selten verwendet wird.

Der Einsatz von Schriftdolmetschern ist in jeglicher Berufs- und Lebenssituation möglich, z.B. Aus- und Weiterbildung und Beruf, bei Arztgesprächen und Behandlungen sowie Therapien oder Reha-Maßnahmen, vor Gericht, in Kontakt mit der Polizei, bei Elternabenden und vieles mehr.

Die Kostenübernahme ist leider nicht einfach und muss in der Regel vor dem Einsatz beim Kostenträger beantragt werden, den man erst einmal herausfinden muss. Im medizinischen Bereich ist dies meist die jeweilige Krankenversicherung und bei einem stationären Krankenhausaufenthalt die Klinik. Bei einigen Veranstaltungen und Verfahren der öffentlichen Hand sind Land oder Bund als der Veranstalter zuständig. Das ist in der Kommunikationshilfeverordnung geregelt.

Insbesondere sind darin Schriftdolmetscher als Kommunikationshilfe den Gebärdensprachdolmetschern gleich gestellt. In NRW werden neuerdings auch Dolmetscher für Elternabende in Schule oder KiTa vom Land übernommen. Im beruflichen Kontext sind die Integrationsämter zuständig. Leider werden im privaten Bereich die Kosten für einen Schriftdolmetscher oft nicht übernommen bzw. die zuständige Eingliederungshilfe rechnet größtenteils das Einkommen gegen die Kosten auf. Wer Fragen zu Anrecht und Finanzierung hat,  kann sich gerne auch an die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) des Deutschen Schwerhörigenbundes (DSB) wenden, die an jedem dritten Mittwoch im Monat in Arnsberg zwischen 14.00 Uhr und 19.00 Uhr angeboten wird.

Die Schriftdolmetscherin Verena Jacquorie hat über den Deutschen Schwerhörigenbund (DSB) ihre vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Ausbildung zur zertifizierten Schriftdolmetscherin erhalten. Sie dolmetscht in Deutsch und Englisch und gehört zu den Schriftdolmetschern Sauerland,  die sich gerade neu etablieren. Website: www.schriftdolmetscher-sauerland.de.

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