Menschen brauchen Geschichten. Seit jeher wird in Geschichten Geschichte weitererzählt. In den alttestamentlichen Erzählungen, in den Geschichten des Homer, in den germanischen Sagas …wird den nachkommenden Generationen von großen und kleinen Ereignissen, von bedeutenden Personen, von großen Bauwerken berichtet. Es soll ja die eigene Geschichte nicht in Vergessenheit geraten. Geschichten brauchen Erzähler. So sitzt der afrikanische Erzähler unter dem uralten Baum in der Dorfmitte und erzählt seinen Zuhörern immer wieder die Geschichte seines Stammes, im Wissen, dass die Zukunft des Stammes auch von der Kenntnis der Vergangenheit abhängt.
Die Bedeutung solcher Erzähltradition hat sich bis heute nicht geändert. Auch die Menschen unseres Dorfes, vor allem die Kinder, brauchen Geschichten über das, was war. Wir haben einen besseren Stand in einer doch zunehmend unübersichtlicheren Welt, wenn wir wissen, woher wir kommen, was unser zukünftiges Handeln mitbestimmt.
Die gerade erschienene Broschüre „Fragt doch mal den Riesen Hün“ des Arbeitskreises Ortsgeschichte Oeventrop steht in eben dieser Erzähltradition. Der Erzähler – der „Riese Hün“ (namentlich abgeleitet von seinem Wohnsitz „Hünenburg“) – erzählt in 18 Geschichten von bedeutenden Ereignissen, von Glück und Unglück, von Festen und Feiern, von bedeutenden Personen, vom alltäglichen Leben der großen und der kleinen Leute des Dorfes Oeventrop während der letzten 200 Jahre. In den Erzählungen berichtet Hün von den langen und mühsamen Kirch- und Schulwegen nach Arnsberg und Rumbeck, von dem Großereignis Eisenbahnbau, von dem „Bären“, der Bier braute, von der „heißen“ Arbeit in der Glashütte an der Kirchstraße, vom Gefängnis im Schulkeller, vom Lehrer Leineweber in der Bauernschule, von der Südsee, die in Oeventrop anfing, von den jüdischen Mitbürgern und ihrem bösen Ende, von zwei Malern, von der Sprache unserer Vorfahren, von der teuersten Uhr der Welt und von vielem mehr.
Zu den Geschichten hat die Grafikstudentin Ida Stutzinger wunderbar farbige Bilder gezeichnet. Diese erzählen und interpretieren die Geschichten noch einmal neu und regen an zu Gesprächen.
In dieser Woche erhielten zum ersten Mal, zukünftig geschieht dies jedes Jahr, die SchülerInnen des vierten Schuljahres der Grundschule Dinschede diese Broschüre kostenlos. In einem größeren Geschichtsprojekt sollen, nach Aussage der Klassenlehrerinnen, bis zum Ende des Schuljahres fächerübergreifend diese Erzählungen Mittelpunkt unterrichtlicher Arbeit sein. Auf diese Weise wird Geschichte weitergegeben – und vielleicht entstehen bei dieser Arbeit neue Erzählungen aus dem Blickwinkel der jetzigen Generation.
Aber nicht nur Schüler werden die Geschichten interessieren. Auch bei der erwachsenen Leserschaft werden die Geschichten Anlass für viele Gespräche geben. Deswegen ist ein Teil der Auflage auch im öffentlichen Verkauf.
Der Verkaufspreis beträgt 5 €. Die Broschüre ist erhältlich bei der Tankstelle Grüne, bei der Lottostelle Frau Theine im Widay-Markt, im Café Löwenzahn und in der Buchhandlung Vieth auf dem Steinweg in Arnsberg.
Realisiert werden konnte das Projekt dank der Förderung durch die Bürgerstiftung Arnsberg, den Heimat-Scheck NRW, die Volksbank im Hochsauerland (Spadaka Oeventrop), die Volksbank Sauerland und den Förderverein der Grundschule Dinschede.
Übergabe der neuen Broschüre an die beiden 4. Schuljahre der Grundschule Dinschede. Rechts Lehrerin ?, in der Mitte knieend Ida Stutzinger, die die wunderbaren Grafiken und die Druck-Dateien erstellte.
Ludwig Hoppe schrieb die Texte
Lena Stutzinger erstellte zeichnerisch die wunderbaren Grafiken
Nachstehend einiger ihrer zahlreichen Grafiken:
Der Riese HÜN schaut übers Dorf
Oeventrop hatte viele Jahrzehnte eine eigene Brauerei
Glasbläser in der Oeventroper Glashütte
Reichskristallnacht 1939
Oeventroper Kinderauf dem Schulweg nach Rumbeck
Die teuerste Uhr der Welt: 8 Millionen 500.000 Reichsmark
Geht man auf einem Bauernhof durch das große Tor, steht man in der “Tenne”. Links und rechts stehen die Kühe ujd Pferde im Stall, hinten befindet sich die Sattelkammer, dort werden die Geschirre der Pferde gelagert. Die Wohnräume befinden sich in vielen Bauernhäusern 1 Stockwerk höher.