Wandeln auf Spuren der Geschichte

Arbeitskreis Ortsgeschichte in Oeventrop widmet sich der Entwicklung von Wirtschaft und Handel in einem lebendigen Dorf

Von Wolfgang Becker

Oeventrop. „Wissen, was früher war:“ : Der Arbeitskreis Ortsgeschichte (AKO) hat jetzt eine hochwertige und mit zahlreichen Fotos und Zeichnungen bebilderte Broschüre zum Oeventroper Geschichtspfad herausgegeben, neben dem Panoramaweg und der Oeventroper Kneipenkultur ist dies die dritte Publikation des rührigen Vereins.

„Wir wollten das erste Exemplar bereits Anfang März an den Bürgermeister übergeben, leider kam uns die Corona-Krise dazwischen und wir saßen erstmal auf den 1500 Heften fest“, erzählt AKO-Mitglied Franz-Josef Molitor. Bereits vor zwei Jahren wurden, gefördert vom Heimatförderungsprogramm NRW, zahlreiche Geschichtstafeln an markanten Orten im Dorf aufgehängt. Mit der neuen Broschüre schließt sich nun der Kreis. „Wir wollen mit diesem Buch eine durchgehende Verbindung zu den Tafeln schaffen und zeigen, dass das Dorf ein lebendiger, sich in ständigem Wandel befindlicher Stadtteil ist“, so AKO-Vorsitzender und Autor Ludwig Hoppe.

Ludwig Hoppe, Vorsitzender Arbeitskreis Ortsgeschichte:
„Oeventrop hat eine bewegende Industriegeschichte. Hier rauchten kräftig die Schornsteine.“

Zeitlich widmen sich die Themen dem 19. und dem Beginn des 20.Jahrhunderts, da aus der Zeit vor 1800 in den Archiven bis auf urkundliche Erwähnungen und Aufzeichnungen über Zentleistungen an adelige Grundherren wenige Spuren zu finden seien. Ein großer Teil des Buches ist der Industrieansiedlung und dem damals florierenden Handwerkswesen gewidmet, so war Oeventrop in vergangenen Jahrzehnten mit drei großen Stuhlfabriken führender Standort in Westdeutschland. Auf einem historischen Foto sind die Standorte „Sauerländische Stuhlfabrik“ (heute Einkaufszentrum Widayweg), „Germania“(heute Dienstleistungszentrum) und „Oeventroper Stuhlfabrik“, später „Weberstühle“ (heute Wohngebiet und Einkaufszentrum hinter dem Bahnhof), markiert. „Oeventrop hat eine bewegende Industriegeschichte, hier rauchten kräftig die Schornsteine“, blickt Ludwig Hoppe auf eine längst vergangene, aber nicht vergessene Zeit zurück.

Ein wichtiger abschnitt blickt auf das jüdische Leben im Dorf. Bereits ab den 1870er Jahren siedelten sich nach dem Bau der Glashütte und der Eisenbahn jüdische Kaufleute in Oeventrop an. Fast 65 Jahre lebten sie als gleichberechtigte, integrierte Bürgerinnen und Bürger im Dorf. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Juden zu Staatsfeinden erklärt und systematisch verfolgt. Zwölf in Oeventrop wohnende Juden wurden deportiert und ermordet, 21 konnten sich durch Auswanderung retten. Ein Mahnmal vor dem Stadtbüro erinnert an diese Unrechtsjahre.

AKO-Vorsitzender und Autor Ludwig Hoppe (links) und Franz-Josef Molitor, verantwortlich für Layout und Satz, freuen sich über die Broschüre Geschichtspfad Oeventrop Foto: Wolfgang Becker

Parkplätze an Ausgangspunkten der Route kostenlos nutzbar

– Der Geschichtspfad Oeventrop hat eine Gesamtlänge voin etwa 15 Kilometern und ist in zwei Abschnitte unterteilt. Teil eins (5,5 Kilometer) beginnt am SGV-Wanderheim unweit der Vogelwiese und führt entlang der Straße „Zur Hünenburg“ Richtung Ortskern. Von der Kirche geht es dann zur Friedhofskapelle, über Widayweg, Neyl und Kaiser-Wilhelm-Brücke zurück zum Startpunkt.

Teil zwei (kleine Runde 5 Kilometer, große Runde 9 Kilometer) startet „In den Oeren“ an der Sportanlage, führt an der Schützenhalle vorbei über den Ruhrtalradweg zum Rittergut Wildshausen; zurück über Filscheid, Siepenbach, Forstweg und Dinscheder Straße. Alternativ kann in Höhe des Segelflugplatzes abgekürzt werden, sie trifft dann wieder auf die große Runde.

– Die Parkplätze an den Ausgangspunkten der Route können übrigens kostenlos genutzt werden.

– Die Hochglanzbroschüre „Oeventroper Geschichtspfad – Eine Spurensuche“ ist ab sofort zum Selbstkostenpreis von drei Euro bei der Tankstelle Grüne und bei Lotto Theine-Schenk am Widayweg erhältlich. Jedes Grundschulkind der 4.Klasse bekommt in den kommenden Jahren vom AKO eine Broschüre zu Lernzwecken geschenkt.

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