von Ludwig Hoppe
Hermann Springborn (1905 – 1964)
Der Zufall brachte die Begegnung zwischen Hermann Springborn und dem Sauerlanddorf Oeventrop zustande. Als schwerkranker Soldat kam Springborn zur Genesung ins Reserve-Lazarett Oeventrop, ins ehemalige Kloster der Hiltruper Missionare.
Aufgewachsen im niederrheinischen Kempen, erlernte er dort das Anstreicher- und Malerhandwerk. Sein Können als Zeichner und Maler verwirklichte er in der Folgezeit als Bühnenbildner und Dekorationsmaler. Ein wirklicher Maler war er noch nicht, auch wenn sein Talent längst erkannt war.
Während seiner Genesungszeit in Oeventrop förderte und ermutigte der Oberfeldarzt Dr. Neuenzeit in dem Patienten Springborn den Künstler und Maler. Und schon bald zog Hermann Springborn mit seinen Malutensilien durch die Gassen und Winkel des Ortes, malt die Ruhrauen, Bachtäler und Wiesengründe des Sauerlandes und lernte so das Dorf und seine Umgebung kennen und lieben.
Auch die Menschen lernten ihn lieben, malte er doch ganz nach Art der Impressionisten zum Ende des 19. Jahrhunderts als „Freiluftmaler“ vor den Augen der Menschen.
In seinem „Atelier“ hinter der Stemann`schen Kegelbahn sahen ihm die Dörfler über die Schulter und waren gleichermaßen vom Malen und von seiner Erzählkunst fasziniert.
„Mit der „Pief“ im Mund, im weißen Malerkittel, den Schalk im Nacken“ (1) sahen die Menschen ihn mit seinem Rennrad – es stammte noch aus Amateur-Zeiten, als er erfolgreich Radrennen auf vielen Bahnen in Deutschland bestritt – zu den Malorten fahren.
So wurde er nach und nach einer von ihnen, auch wenn er so anders war, etwas Besonderes. Das Dorf Oeventrop und das Sauerland wurden seine neue, seine zweite Heimat.
Der Autodidakt H. Springborn vervollkommnete seinen Malstil, wurde gefördert von bereits anerkannten Malern, und schon bald hingen Bilder in großen Kunstausstellungen und Museen Westfalens.
Auch den Leuten gefielen die Bilder, sie erwarben sie gegen Geld oder – viel häufiger – gegen Naturalien. Manche dieser Bilder sind mit „schnellem Pinsel“ gemalt, mehr dekorativ und gefällig, dem Geschmack seiner Käufer entgegenkommend.
Der eigentliche Springborn zeigt sich in den Bildern, in denen er spontan und impressiv, mit kühnem Farbauftrag Stimmungen einer Landschaft, einer Jahreszeit, eines Naturereignisses, einer Industrielandschaft einfing. Dieser „impressive Realismus“ (2) wurde sein Stil.
Viele seiner Bilder sind auch Zeugnis vom Wandel der Region und sind dadurch zum „Gedächtnis dieser Region“ geworden. Beides sind Gründe, diesem Maler einen gebührenden Platz im neu entstehenden Museum in Arnsberg einzuräumen.
Kunstwerke sind zeitnahe Interpretationen und Sichtweisen von Welt. Das erklärt ihre Vielfalt und die individuelle Ausgestaltung durch den Künstler. So sind auch Springborns Bilder zu betrachten. Sie sind nicht auszuspielen gegen progressive Kunst von heute. Sie zeigen ihre Aussagekraft im impressiven, zeitgebundenen Malstil.
Es ist die Absicht des Arbeitskreises Ortsgeschichte, mit dieser Ausstellung und der Kalender-Publikation dem Künstler Hermann Springborn zum 110. Geburtstag eine gebührende Würdigung zu geben.
Mit nur 58 Jahren verstarb Hermann Springborn in seinem „Heimatort“ Oeventrop.
S. Kessemeier sagte zur Eröffnung der ersten Gedächtnisausstellung vor 25 Jahren: Er gehörte zu den Menschen, die sich schnell verzehren, weil sie intensiver leben. Öfter sind Künstler solche Leute – und er war einer.
Quellen:
1. Karl-Jochen Schulte: Hermann Springborn – Ein Maler aus Oeventrop, Sauerland Nr.1/März 2010
2. Siegfried Kessemeier: Eröffnungsrede zur Gedächtnisausstellung H. Springborn im Sauerlandmuseum, 1989
3. Fotos s/w: Karl-Jochen Schulte, aus dem Nachlass Springborn/Westphal
4. Foto Porträt: Allessandro Pirillo, Porträt gemalt von P. W. Söchtig, 1948