Springborn-Gedächtnis-Ausstellung war ein Highlight für Oeventrop

Mit einem so überwältigendem Besuch hatten die Mitglieder des ArbeitsKreisOrtsgeschichte (AKO) beim besten Willen nicht gerechnet, die Aula der Grundschule Dinschede platze mit über 130 Gästen aus allen Nähten.

Aus nah und fern hatten sich pünktlich um 11.30 Uhr die Freunde des bekanntesten sauerländischen Malers zur Matinee eingefunden.

Die junge Pianistin Carolin Springborn (nicht verwandt!) eröffnete mit einem Beethoven-Stück die offizielle Eröffnung.

Der Sprecher des AKO, Ludwig Hoppe, begrüßte anschließend die Gäste, darunter Bürgermeister Hajo Vogel sowie auch zahlreiche Leihgeber, die vom AKO in den letzten Monaten als Besitzer ausfindig gemacht worden waren.

Er bedankte sich bei allen, die zum Gelingen dieser tollen Ausstellung beigetragen haben. Sein ganz besonderer Dank galt der Schulleiterin Elke Barz-Hoppe, die es geschafft hatte, die Aula für 2 Wochen vom Schulbetrieb frei zu halten. Eine ganz große Hilfe war auch der gute Geist des Hauses, “Siggi” Zippel, (der zum großen Bedauern der Grundschule in Kürze in Rente geht) unermüdlicher Motor und universell einsetzbar, bei Arbeiten jedweder Art.

Weiter bedankte sich Hoppe bei den Fotografen Alessandro Pirillo und Franz-Josef Molitor für die kompetente Umsetzung bei der Bildbearbeitung für die verschiedensten Drucksachen wie Kalender, Postkarten, Flyer, Plakate, Einladungen usw.

Einen ganz besonderen Dank richtete er an Johannes Decker (Raulfs Hof), der sich als Neubürger von Oeventrop unermüdlich für den AKO und insbesondere für diese Ausstellung eingesetzt hat. Über mehrere Monate wurden zig Bilder auf dem Anwesen von Johannes und Uschi Decker eingelagert, dort gereinigt, teilweise neu gerahmt, schadhafte Stellen restauriert, gefirnisst usw. – ohne ihn wäre diese Ausstellung so überhaupt nicht möglich gewesen.

Weiterhin dankte Hoppe allen Mitgliedern des AKO, die sich so engagiert für die Sache eingesetzt hätten. Er erinnerte daran, wie blauäugig wir vor einem Jahr an die Sache heran gegangen waren und welch enormer Aufwand uns dann doch scheinbar über den Kopf zu wachsen schien. Aber nun sei dies alles vergessen und der AKO können nun mit Stolz der Bevölkerung eine tolle Ausstellung präsentieren.

Ganz besonderes dankte er auch den Sponsoren: der Spadaka Oeventrop, der Volksbank Sauerland, der Sparkasse Arnsberg sowie der bekannten Beleuchtungsfirma TRILUX, die uns eine ganz hervorragende Lichtgestaltung ermöglichte. Was hätten wir nur ohne sie gemacht?

Nach einem weiteren wunderbaren Klavierstück von Carolin Springborn trat der Bürgermeister an das Rednerpult. “Typisch Oeventrop – die fragen nicht, was kann die Stadt für uns tun, die machen es einfach, die machen es da, wo es hin gehört, da wo der Künstler gelebt hat, hier in Oeventrop, mitten drin, in der Schulaula!”

“Ich danke dem AKO, dass Sie mit dieser Ausstellung helfen, an diesen Künstler, diesen Oeventroper, diesen Sauerländer zu erinnern. Als Freiluft- oder Freilichtmaler und als Rennradfahrer war er in Oeventrop und Umgebung präsent.” Springborn sei ein Maler einer verlorenen Generation, gebeutelt durch Kriegswirren und Kriegsleiden. Springborn hatte Glück, denn er kam verletzt und krank hier nach Oeventrop, lernte den Ort und das Sauerland kennen. Er gehörte zum Ortsbild.

Abschließend dankte der Bürgermeister im Namen der Stadt, dass wir heute und in dieser Woche an den heimischen Künstler erinnern und dass Sie zeigen, dass er nicht irgend einer war, er war einer von uns, der in unserer Landschaft gelebt und gewirkt hat, der diese Bilder für uns festgehalten hat“.

Nach einem weiteren Klavierstück von Carolin Springborn, würdigte Gerhard Keßler in einer brillianten Laudatio das Lebenswerk des Oeventroper Malers.

Er bedankte sich zunächst beim Bürgermeister für seine Worte und bemerkte scherzhaft: “Ich bin doch froh, dass wir Sie eingeladen haben, denn sie haben uns gezeigt, dass wir in Oeventrop nicht am Ende der Welt liegen, sondern mitten drin”.

Keßler weiter: Hermann Springborn – Erinnerungen an einen Sauerländer Maler.

Meine Ausführungen stützten sich auf den Quellen von Dr. Siegfried Kessemeier und Karl-Jochen Schulte. Vor 25 Jahren haben wir diese Ausstellung gemacht und Dr. Siegfried Kessemeier, ein Oeventroper, war die treibende Kraft, wir waren nur helferisch tätig; es ist schade, dass er nicht mehr unter uns ist!

Keßler weiter: Wichtig für mich sind die vielen Begegnungen die ich mit dem Maler hatte. Ich bin dankbar, dass ich ab 1948 immer wieder mit ihm Kontakt hatte, er hat mich neugierig gemacht. Hermann Springborn war anders als die meisten Erwachsenen. Er konnte zuhören, er konnte erzählen und vor allem konnte er malen. Im Nachkriegswirrwahr war er für uns Nachbarkinder eine Größe, manche Stunden verbrachten wir bei ihm im Atelier, Zutritt war erlaubt, auch wenn er nicht anwesend war, das muss man sich mal vorstellen. Die alte Stemannsche Kegelbahn war wohl mehr Werkstatt denn Atelier. Ein großer Kanonenofen sollte im Winter für Wärme sorgen, meist war er aber kalt; wer konnte damals schon Kohlen kaufen. Hermann hatte aber auch andere Mittel, sein Innerstes zu erwärmen. Ich sehe ihn noch heute im Sommer auf dem Rennrad vor mir. Ein immer fröhlicher Mensch mit weißem Malerkittel, die Piep im Mund und dem Schalk im Nacken. Rasch und sicher fing er die Sauerländer Landschaft ein. Selten auf teuerer Leinwand, meistens wurden die Ölbilder auf Sperrholz oder auf Pappe aufgetragen. Viele Bilder wurden warm weiter gereicht , oftmals waren sie noch nicht einmal trocken. Teuer war er nicht, der Hermann. Nach der Währungsreform tauschte er Bilder gegen Waren, flüssig oder fest. Viele Bilder hingen oder hängen in Sauerländer Gasthöfen, die der Maler mit seinem Rennrad und der Staffelei auf seinen Exkursionen oftmals besuchte. Schnell fand sich um diese rheinische Frohnatur eine Gesellschaft, die er mit lustigen Erzählungen schnell in Stimmung brachte. Häufig wechselte dann eines seiner Bilder zum Ausgleich seines Deckels den Besitzer. Sein Talent, die sauerländische Landschaft mit dem Pinsel festzuhalten, war unbegrenzt. Es hat natürlich auch Arbeiten gegeben, die nicht zu den Prunkstücken des Malers gehören, bei ca. 250 bisher erfassten Gemälden auch durchaus verständlich. Keßler endete mit den Schlussworten: “50 Jahre ist der Maler nun schon nicht mehr unter uns. Seine Arbeiten sind unverkennbar und ein Spiegelbild unserer heimischen Landschaft”.

Danach war der offizielle Teil beendet. Die angebotenen 4-farbigen Kalender 2015 (12,-) und die Postkartensätze, bestehend aus 8 Postkarten (4,-) gingen weg, wie geschnitten Brot. Bei kostenlosem Sekt und Orangensaft blieben die Gäste noch eine ganze Weile und wandelten immer wieder mal durch die einzelnen Abteilungen dieser mustergültig geplanten Ausstellung, die Johannes Decker so kreiert hatte.

Die Ausstellung endete am Sonntag mit der Buchvorstellung des Bildbandes von Herbert Hesse.

Kalender und Postkarten können in den Geschäftsstellen der Spadaka weiterhin erworben werden!

Text u. Bilder: Franz-J. Molitor

Alle Bilder finden Sie hier:

https://www.flickr.com/photos/oeventrop_people/sets/72157646880193744/

AKO-Sprecher Ludwig Hoppe und die junge Pianistin Caroline Springborn.

Erste Reihe Mitte: Das einzig verbliebene Familienmitglied, Schwiegersohn Gerhard Westphal.

Bürgermeister Vogel: „Typisch Oeventrop – die fragen nicht bei der Stadt, die machens einfach!“

Eine brilliante Laudatio präsentierte Gerhard Keßler, der Springborn noch aus seiner Kindheit kannte.

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