Noch immer den Geruch in der Nase

Ein Bericht aus der Westfalenpost

Der Arbeitskreis Ortsgeschichte Oeventrop erinnert mit einer Gedenktafel an die Geschichte der alten Knabenschule. Weitere Aktionen folgen

Oeventrop. Der Arbeitskreis Ortsgeschichte Oeventrop (AKO) hat jetzt an der alten Knabenschule der Ruhrdörfer eine Gedenktafel angebracht, die mit Bild und Text die wechselvolle Historie des 135 Jahre alten Gebäudes dokumentiert.

„Ich bin selbst noch in diese Schule gegangen.“
Ein Mitglied des Arbeitskreises Ortsgeschichte

Wir schreiben das Jahr 1882. In der Gemeinde Dinschede wird auf historischem Grund die Knabenschule errichtet, ganz aus Stein. „Die müssen „steinreich“ sein!“, erregten sich die Bürger, de besaßen nur Häuser aus Holzbalken und Lehm. Historisch war der Grund, weil genau an dieser Stelle zuvor die alte Bauernschule stand, in der – hauptsächlich wintertags – die Alphabetisierung der Kinder aus den drei Bauernschaften Dinschede, Glösingen und Oeventrop begonnen hatte.

Bauwerk noch nahezu unverändert

Darüber berichtete jetzt Ludwig Hoppe bei der Enthüllung der Geschichtstafel. „Ich bin selbst noch in diese Schule gegangen und habe heute noch den Geruch des mit Terpentin getränkten Fußbodens in der Nase und kann mich noch an die langen Eichenbänke mit dem Tintenfass und den alten Kanonenofen erinnern“, weiß mancher aus dem Arbeitskreis.

Dank der Weitsicht der damaligen Entscheidungsträger ist dieses solide Bauwerk, bestehend aus zwei Lehrerwohnungen und zwei Klassenräumen, noch nahezu unverändert und immer noch Teil der Grundschule. Heute beherbergt es die GrundiKids (Ganztagsbetreuung) und das Archiv des Arbeitskreises.

Die AKO-Mitglieder haben sich im vergangenen Jahr die Aufgabe gestellt, aus dem inzwischen umfangreichen Archivmaterial Geschichtstafeln zu erstellen, die Bürgern und Besuchern die Möglichkeit bieten, wie in einem Geschichtsbuch vom Werden und Wandel des Ortes zu lesen.

So „erzählen“ zwei weitere Tafeln, die kürzlich am Missionskreuz unterhalb des ehemaligen Klosters auf dem Haarscheidt aufgestellt wurden, vom fast 100-jährigem Klosterleben in Oeventrop. An einer weiteren Tafel am alten Kirch-, Schul- und Postweg nach Rumbeck – heute der Weg unterhalb der Vogelstange – ist nachzulesen und aus altem Karten- und Bildmaterial ersichtlich, wie beschwerlich der Weg von Arnsberg über Rumbeck und Oeventrop nach Freienohl zur „guten alten Postkutschenzeit“ war.

Auf der Geschichtstafel an der Mauer von Raulfs Hof (Oeventrop) geben Bilder und Karten Auskunft über Wegezustände und Wegebau in der Mitte des 19.Jahrhunderts am Beispiel des „schmutzigen Hohlwegs, der mit befrachtetem Fuhrwerk nur sehr mühsam, für Fußgänger dagegen zu nasser Jahreszeit gar nicht zu passieren war“, wie es in der Chronik des Johann Georg Rüther heißt.

Gerd Kessler rückt die Erinnerungstafel an der alten Knabenschule unter Anleitung von Willi Linn (links) an die richtige Stelle. Foto: Ted Jones

Tafel im Ortskern soll früheren jüdischen Mitbürgern ein Gesicht geben

– In Planung sind weitere Tafeln, die im Laufe des Jahres Einblicke in die wechselvolle Industriegeschichte, die Geschichte des Ruhr-Freibades, des Eisenbahnbaus und u.a. der verschiedenen Brückenbauten geben sollen.

– Eine besondere Geschichtstafel ist im Ortskern, in Ergänzung zum bereits bestehenden Mahnmal der Judenverfolgung, geplant. Sie soll den jüdischen Mitbürgern, ihren Häusern und ihrer Arbeit „ein Gesicht“ geben.

– Für die letztgenannte Tafel bittet der Arbeitskreis die Bevölkerung aber noch dringend um Bilder von ehemaligen jüdischen Mitbürgern.

– Bei der Anbringung der Geschichtstafel an der Knabenschule wurde den drei ortsansässigen Banken (Sparkasse Arnsberg-Sundern, Spadaka Oeventrop und Volksbank Sauerland) sowie der Metallbau Firma Feldmann, die die Anfertigung der Tafeln finanziell und materiell großzügig unterstützt haben, ein besonderer Dank ausgesprochen.

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