Stellvertretend für die Bewohner des Lattenberges nahmen Forstamtmann Waldemar Reins und die Gastwirtin Henriette Schürmann die neue Broschüre „Die Forstkolonie Lattenberg in der Dinscheder Mark“ von den Vertretern des ArbeitsKreisesOrtsgeschichte Oeventrop entgegen. Was als feierliche Übergabe im Gasthof Schürmann in Anwesenheit aller Bewohner der Forstkolonie geplant war, musste, der Corona Pandemie geschuldet, auf Abstand in der frischen Luft des Lattenberges stattfinden. „Mit Förster Georg Kuhn begann 1843 im neu erbauten Forsthaus die Besiedlung des Lattenberges“, weiß Waldemar Reins zu berichten. „Und zum Anziehungspunkt mit großem Bekanntheitsgrad bei Wanderern und Ausflüglern wurde die Waldsiedlung durch die Errichtung einer Schankwirtschaft im Jahre 1899 durch meinen Ururgroßvater Michael Schürmann“, fügt Henriette Schürmann hinzu.
Anwesend war auch der Autor Franz-Josef Gröblinghoff, Heimatforscher aus Hirschberg, der in umfangreichen Recherchen die Entstehungsgeschichte der Forstkolonie Lattenberg zusammengetragen hat. Die Broschüre Nr. 4 des Arbeitskreises bietet aber weitaus mehr als die Aufarbeitung der einzelnen Haus- und Familiengeschichten des „Etablissements Lattenberg“, wie die Kolonie in alten Schriftstücken auch genannt wird, weiß der Vorsitzende des Arbeitskreises Ludwig Hoppe zu berichten. „Die Geschichte der 10 Marken, in die das Waldgebiet zwischen Ruhr und Möhne vor Zeiten aufgeteilt war, und hier insbesondere die Geschichte der Dinscheder Mark, ist für den Ort Oeventrop und auch überregional von Bedeutung.“
Große Aktualität entdeckt der Leser im „Zustandsbericht“ über den Markenwald und dessen „Rettung“ vor 200 Jahren. Damals befand sich der Wald durch hemmungslosen Raubbau in einem desolaten Zustand. Köhlerei und Viehhude, die Lohgerberei, die vielen unterschiedlichen Nutzungsrechte der Waldberechtigten für Bau- und Brennholz, selbst die Ausbeutung des Waldbodens für die Streu in den Stallungen hatten den Wald nahezu vernichtet. Lösung sah man in der Einführung der Fichte durch die Hessen („Hessenbaum“) und deren Anbau in großen Monokulturen. Ökonomisch betrachtet war diese Entscheidung für die Waldbesitzer zunächst erfolgreich („Brotbaum“). Ökologisch gesehen hat sie allerdings verhängnisvolle Folgen bis in unsere Zeit. Denn diese schnellen Ertrag bringenden Monokulturen haben sich inzwischen als höchst anfällig erwiesen. Die Klimaveränderungen und in deren Folge die zunehmenden Stürme, die großen Trockenperioden und die massenhafte Ausbreitung des Borkenkäfers führen in diesen Monokulturen aktuell zu einem verheerenden Waldsterben. Waldwirtschaftliche Entscheidungen von vor 200 Jahren haben somit bis in unsere Tage ihre Auswirkungen.
Anschaulich ergänzt werden die Ausführungen über die Forstkolonie und die Marken durch umfangreiches, zum Teil seltenes Bild- und Kartenmaterial.
Für den Leser noch einmal authentisch zusammengefasst wird das „besondere“ Leben in der Waldidylle Lattenberg durch die persönlichen Aufzeichnungen des „Urbürgers“ Wilhelm Schürmann, aus denen der Autor in einem abschließenden Kapitel zitiert.
Die Broschüre ist ab sofort an den bekannten Verkaufsstellen (Theine im Rewe Markt und Tankstelle Grüne an der Oeventroper Straße), bei Franz-Josef Molitor und in der Gastwirtschaft Schürmann zum Preis von 3,00 € erhältlich.
Text: Ludwig Hoppe
Foto: Franz-Josef Molitor