Erinnerungen an einen Sauerländer Maler – ­Hermann Springborn

Er starb vor 50 Jahren am 13. Januar 1964

Von Gerhard Keßler

Im Nachkriegswirrwar gehörte er für uns Kinder aus der Nachbarschaft zu einer festen Größe. Manche Stunden verbrachten wir in seinem Atelier. Zutritt erlaubt, auch wenn er nicht anwesend war. Die alte Stemannsche Kegelbahn war wohl mehr Werkstatt als Atelier. Hier arbeitete er. Ein alter “Kanonenofen” sollte im Winter für Wärme sorgen. Meistens war er kalt, wer konnte schon Kohlen kaufen. Hermann hatte auch andere Mittel, sein Innerstes zu erwärmen. Ich sehe ihn vor mir. Im Sommer in der kurzen Hose auf dem Rennrad. Ein immer fröhlicher Mensch im weißen Malerkittel mit der “Pief” im Mund, den Schalk im Nacken, trotz seiner Krankheit. Rasch und sicher fing er die Sauer­länder Landschaft ein, selten auf teurer Leinwand. Meist wurden die Oelfarben auf Sperrholz aufgetragen. Viele Bilder wurden “warm” weiter gereicht , das heißt, die Farben waren noch nicht getrocknet. Teuer war er nicht, der Hermann Springborn mit seinen Werken. Vor der Währungsreform mal Naturalien, flüs­sig oder fest, später ein paar DM. Viele Bilder hingen oder hängen in Sauerlän­dischen Gasthöfen, die der Maler nach seinen Exkursionen in der freien Natur mit Staffelei, Pinsel und Leinwand oft und gern besuchte. Schnell fand sich um diese rheinische Frohnatur herum eine Gesellschaft, die er mit lustigen Erzäh­lungen in Stimmung brachte. Häufig wechselte dann ein “frisch gemaltes” zum Ausgleich des “Deckels” über die Theke.

Eine kleine Begebenheit am Rande.

Hermann kam mit einem großen flachen Paket in die Oeventroper Bahn­hofswirtschaft. Offensichtlich ein Bild. Ein Gast: “Hermann, was hast Du vor?” Springborn: “Ich muß nach Arnsberg, ein Bild abliefern.” Gast: “Setz Dich erst mal, trink einen und im übrigen, das Bild kannst Du auch mir verkaufen. “Run­den wurden getrunken. “Ich zahl Dir 80,- DM.” “Du bist verrückt, son großes Bild!? 150,- DM!!; dann bleibt es hier, und ich mal dem Kerl ein Neues! “Nach einigen Runden und Stunden wurde man handelseinig. 100,- DM!! Der neue stolze Besitzer packte den großen Karton aus. Immer mehr Pappe und Papier flogen auf den Fußboden, kein Bild! Dann plötzlich eine Sauerländerlandschaft, Format 30 x 20 cm! Schallendes Gelächter. Hermann bekam das Geld, zahlte die Runden, der Gast hatte einen kleinen, aber echten Springborn.

Sein Talent, die Sauerländer Landschaft in unterschiedlichsten Stimmungen einzufangen, ist unbestritten. Daß hin und wieder mal etwas nur flüchtig und weniger gut gemalt wurde, ist auch bekannt, ist aber bei der Vielzahl der Wer­ke, die Hermann Springborn hinterlassen hat, durchaus verständlich. Es ist auch darauf hinzuweisen, daß Dokumente in Oel auf Leinwand an Industriean­lagen erinnern, (wie die frühere Zellstoff Fabrik in Wildshausen oder das Degus­sa-Werk in Oeventrop) die nicht mehr existieren bzw. stark ihr Gesicht verän­dert haben. (Feldmühle Arnsberg)

50 Jahre ist dieser Maler nicht mehr unter uns. Seine Arbeiten sind unverkennbare Spiegelbilder der Sauerländer Landschaft.

Lebenslauf in Stichworten

Hermann Springborn geb. 7.7.1905 Freiburg/Brsg., aufgewachsen am Niederr­hein/Kempen), Malerlehre, 1939 Soldat.

Durch eine Tuberkulosekrankheit seit 1940 im Reservelazarett Oeventrop, ehemaliges Kloster auf der Egge; Gefördert vom Lazarettleiter Dr. Neuenzeit; erste Arbeiten.

1943 u. 44 Ausstellungen in Dortmund und Hagen, 1945 Ausstellung in Arnsberg.

Die Nachkriegsjahre lebte er in Oeventrop, dort verstirbt er am 13. Januar 1964 an den Spätfolgen seiner Krankheit.

1970 Ausstellung im Sauerlandmuseum,

1989 Anläßlich des 25. Todestages ist eine vielbesuchte posthume Ausstel­lung im Sauerlandmuseum, zu der auch erstmals ein Katalog erschien. Erstel­lung einer Fotodokumentation von Karl-Jochen Schulte. Mehr als 200 Springbornbilder wurden fotografiert. Den Eröffnungsvortrag vor etwa 300 Gästen hielt der in Oeventrop geborene Kunsthistoriker Dr. Siegfried Kessemeier aus Münster:

Maler Hermann Springborn bei seiner Arbeit ,

Cookie Consent mit Real Cookie Banner