Ein Bewohner dieses Hauses verursachte ein 10-jähriges Schützenfestverbot von 1840-1850
Im März 2015 richtete der AKO im OEVENTROPER KURIER und auf der Internetseite www.oeventrop.de an die Oeventroperinnen und Oeventroper diese Nachfrage:
Wer kennt dieses Haus in Glösingen?
1840 und wahrscheinlich auch noch viel später stand dieses große Haus in Glösingen!
Hier wohnte um 1817 Franz Dürrefeld zu Glösingen, der Revierförster des Forstreviers Glösingen. Später dessen Nachkommen!
Falls jemand weiß, wo dieses Haus gestanden hat oder sogar noch steht (vielleicht sehen wir ja vor lauter Latten den Zaun nicht!), den bitten wir, uns dies freundlicherweise mitzuteilen!
Insbesondere bitten wir die “Facebook-Generation” um Mithilfe, indem Sie Ihren Eltern oder noch besser Ihren Großeltern dieses Foto zeigen!
Der Arbeitskreis Ortsgeschichte würde sich sehr freuen, wenn dieses Geheimnis gelüftet werden könnte!
Die Lösung kam aus Belecke!
Wir erhielten zahlreiche Hinweise, leider war aber nichts Konkretes dabei, dass uns bei der Klärung der Frage hätte weiter helfen können.
Nun, zwei Jahre danach, hat ein Bürger aus Belecke, ein Nachfahre der Oeventroper Familie Dürrefeld, beim Googeln unseren Aufruf auf oeventrop.de gefunden.
Er meldete sich telefonisch und gab der Hoffnung Ausdruck, dass wir ihm bei seiner Ahnenforschung evtl. behilflich sein könnten. Franz Dürrefeld sei sein Ur-, Ur-, Ur, Ur-Großvater und ihn interessiere natürlich das Wohnhaus, in dem seine Vorfahren in Oeventrop gewohnt hätten.
Uns blieb leider nur die Auskunft übrig, dass sich keine Oeventroper Person an dieses Haus erinnern könne und dass niemand wisse, wo dieses Haus gestanden hat.
“Da kann ich ihnen weiterhelfen. Ich habe eine Quittung der Provinzial-Versicherung aus dem Jahre 1868 vorliegen, auf der die Adresse von Franz Dürrefeld notiert ist. Das Haus hatte damals die Hausnummer 11”, war seine überraschende Antwort.
Zu damaliger Zeit wurden die Häuser ortsteilweise nummeriert. Das erste erbaute Haus bekam die Nr. 1, das Haus Dürrefeld war also das elfte in Glösingen erbaute Wohnhaus.
In der Carl-Kessemeier-Chronik “Die Ruhrdörfer” ist auf den Seiten 65 bis 69 die gesamte Oeventroper Häuserliste abgedruckt. Das Haus Nr. 11 im Ortsteil Glösingen hat den Eintrag Gottfried Kraas (Luilinges) und Hane Karl sen..
Von meinem Wohnhaus sind es gerade mal ca. einhundert Meter Luftlinie und so machte ich mich sofort nach dem Telefonanruf auf den Weg, zum Haus von Franz-Josef Hane.
Ich fragte ihn, ob ihm bekannt sei, dass dieses Haus früher das “Forsthaus Glösingen” gewesen sei und dass in diesem Haus der Förster Franz Dürrefeld seine Wohnung und seinen Dienstsitz gehabt hätte.
Franz-Josef Hane sagte, dass dieses Haus erst 1933 von seinem Opa Karl Hane erbaut wurde, nachdem das alte 1932 abgebrannt sei. Der frühere Schulrektor und spätere Landrat Karl Brüggemann habe zu ihm in seiner Schulzeit mehrfach gesagt: “Das Haus, in dem du wohnst, das war früher das Glösinger Forsthaus!”
F.-J. Hane sagte weiter, dass das alte Haus die Hausnummer 11a getragen habe und das gegenüberliegende Haus Kraas die Nr. 11b. Das Haus Kraas sei ursprünglich die Scheune des damaligen Forsthauses gewesen.
Sein Opa Karl sei ein Bruder des Bäckerei-Gründers Johann Hahne, er habe damals das Anwesen gekauft und wahrscheinlich die Scheune an die Familie Kraas verkauft.
Der damalige Glösinger Förster betreute das Revier von Glösingen bis zur Hirschberger Grenze. Da die Strecken für den Förster und die Waldarbeiter einfach viel zu weit waren (zum Teil 2 Stunden Fußweg hin und 2 Stunden wieder zurück) verfügte die damalige Preußische Regierung, dass auf dem Lattenberg eine Waldarbeitersiedlung nebst Forsthaus zu errichten sei. Eine solche war bereits lange zuvor in Breitenbruch aufgebaut worden. Vermutlich wurde das “Glösinger Forsthaus” verkauft, nachdem auf dem Lattenberg die neue Försterei ihre Funktion übernommen hatte. Da die Oeventroper Familie Hane ihre Wurzeln in Breitenbruch hat, ist anzunehmen, dass Karl Hane gute Beziehungen zur Forstverwaltung hatte und das Haus Dürrefeld kaufen konnte (heute Zum neuen Kloster 4).
Das Haus Dürrefeld hat auch eine tragische Geschichte erlebt. In der Rüther-Chronik von Georg Rüther steht: Im Jahre 1840 wurde das Schützenfest auf dem Berenschen Hof gefeiert. Am zweiten Festtage Montag gerithen auf dem Festplatze zwei Schützenbrüder aus Glösingen in Wortwechsel und Streit, die nach dem Feierabend des Nachts auf dem Weg nach Glösingen, wo die Oeventroper alte Knabenschule steht, in Tätigkeit überging und einer dem Anderen mit einem Messer den Leib aufschlitzte, so dass die Eingeweide heraustraten.
In drei Tagen war dieser Ant. Volmer eine Leiche. Der Täter G. Dürrefeld wurde zu 10jährigem Zuchthaus verurtheilt. Die Folge war von dieser Affäre, dass der Gemeinde auf 10 Jahre das Schützenfest Feier von der Regirung verboten wurde. Das Fest wurde 1850 erst wieder gefeiert.
Die Oeventroper Hanen haben ihre Wurzeln in Breitenbruch. Alle, bis auf die Bäckerei, schreiben sich auch heute noch ohne h. Als Johann Hane sich damals als Bäcker in Oeventrop selbständig machte, war ihm dieser Name zu kurz und nichtssagend für seine Werbung. Kurz entschlossen setzte er einfach ein h dazwischen (so die Erklärung von Franz-Josef Hane!).
Text und Fotos: Franz-Josef Molitor
Das Forsthaus Dürrfeld in Glösingen, Zum neuen Kloster 4, ist im Jahre 1932 abgebrannt! Es befand sich damals im Besitz der Familie Karl Hane, Nachfolger wurde sein Sohn Johannes Hane.
Nach dem Brand im Jahre 1932 baute Karl Hane dieses Wohnhaus. Heute wird es bewohnt von den Familien Franz-Josef Hane (Enkel von Karl, Sohn von Johannes) und Sohn Thomas mit Familie.